IMAS-Umfrage: Bürger unterschätzen Katastrophenausmaße, aber überschätzen ihre Vorsorgemaßnahmen

6,7 Tage glauben die Oberösterreicher, dass sie im Katastrophenfall ohne Strom und Wasser auskommen. Das ergibt eine aktuelle IMAS-Umfrage im Auftrag des OÖ Zivilschutzes.

Drei Viertel der Befragten fühlen sich persönlich sehr (20%) oder einigermaßen gut (53%) auf Katastrophen vorbereitet. Gleichzeitig werden als Voraussetzungen für ein Auskommen ohne Strom und Wasser im Haushalt vor allem Lebensmittel, Wasser und Konserven gesehen. Technische Hilfsmittel wie Notkochstelle, Notfallradio oder Hygieneartikel und auch ein Notfallrucksack werden bei der Umfrage weniger genannt, sind aber laut OÖ Zivilschutz genauso wichtig.

OÖ Zivilschutz-Geschäftsführer Christian Kloibhofer,  OÖ Zivilschutz-Präsident NR Bgm. Mag. Michael Hammer, DDr. Paul Eiselsberg, IMAS

„Wenn wir das in Relation zu unserer Arbeit, vor allem im direkten Kontakt mit der Bevölkerung, setzen, lässt es sich einfach zusammenfassen: Die Bürger überschätzen ihre persönlichen Vorsorgemaßnahmen, aber unterschätzen das Schadensausmaß der verschiedenen Katastrophenszenarien, die uns treffen können. “, erklärt OÖ Zivilschutz-Präsident Michael Hammer, „Zudem denken 4 von 5 Oberösterreichern, dass das Land OÖ auf Katastrophen zumindest einigermaßen gut vorbereitet ist. Wir verlassen uns gerne auf die Behörden und Einsatzorganisationen.“

Der September 2024 war wieder ein Beispiel dafür: „Sobald die Starkregenereignisse bei uns begannen, liefen wieder die Telefone heiß, die Bürger wollten sich über Unwettervorsorge informieren. Es muss immer erst etwas geschehen, bis sich ein Großteil der Bürger intensiver mit Selbstschutzmaßnahmen auseinandersetzen will“, so Hammer weiter.

Dabei ergab die IMAS-Umfrage auch, dass ein erhöhtes Aufkommen von Hitzeperioden, Starkregen und abrupten Wetterveränderungen durch Klimawandel für die Oberösterreicher wahrscheinlich ist und sich rund drei Fünftel auf diese Wetterphänomene gut vorbereitet (Note 1: 18%; Note 2: 44%) fühlen. Rund ein Drittel der Oberösterreicher hält es für sehr wahrscheinlich, dass es vom Klimawandel in den kommenden Jahren betroffen sein wird.

Kenntnis der Zivilschutz-Sirenensignale: „Luft nach oben“

Die Diskrepanz der tatsächlichen und der „gefühlten“ Vorsorge ist auch beim Kenntnisstand über die Zivilschutz-Sirenensignale zu sehen: Der Signalton „Warnung“ (dreiminütiger Dauerton) wurde bei der IMAS-Umfrage von 43% der Oberösterreicher korrekt zugeordnet, der Signalton „Alarm“ (einminütiger auf- und abschwellender Heulton) wurde von 38% richtig benannt und der Signalton „Entwarnung“ (einminütiger Dauerton) von 39%. „Da ist eindeutig Luft nach oben“, sagt OÖ Zivilschutz-Geschäftsführer Christian Kloibhofer, „die heurigen Hochwasser haben wieder gezeigt, wie wichtig die Kenntnis der Zivilschutz-Sirenensignale ist, schließlich sind sie Teil der Katastrophenschutz-Notfallpläne. Gerade in solchen Fällen erfolgen die Warnung und Alarmierung der Bevölkerung über diese Signale. Das neue Warnsystem AT-Alert des Bundesministeriums für Inneres ist ein zusätzlicher Infokanal. Die Sirenensignale sind die Basis.“

Bei den heurigen Starkregenereignissen wurde auch mittels Zivilschutz-SMS informiert, ein System, das der OÖ Zivilschutz den Gemeinden zur Verfügung stellt, um die Bürger bei Katastrophen und besonderen Ereignissen direkt auf regionaler Ebene auf dem Laufenden zu halten und über notwendige Verhaltensmaßnahmen aufzuklären.

Aber auch sonst wird das Zivilschutz-SMS von den teilnehmenden Gemeinden – mittlerweile sind es 65% in Oberösterreich. – äußerst erfolgreich genutzt, es wurden zum Beispiel mehrere vermisste Personen mithilfe des Zivilschutz-SMS wieder gefunden. Auch bei den Trinkwasserverunreinigungen nutzten die Gemeinden das System, um über den aktuellen Stand zu informieren. So auch die davon betroffene Gemeinde Altenberg, wo Zivilschutz-Präsident Michael Hammer Bürgermeister ist: „Wir setzen auf mehrere Infokanäle, um möglichst viele Bürger zu erreichen. Aber das Zivilschutz-SMS ist besonders praktisch. Für die Gemeinden einfach zu bedienen, ich kann es gezielt einsetzen und SMS können auch einfach von den Bürgern an ihre Liebsten weitergeleitet werden. Zudem ist es, gerade in Zeiten von Fake News in den sozialen Medien, besonders vertrauenswürdig.“

Bestätigung für das Zivilschutz-SMS gibt es auch in der aktuellen IMAS-Umfrage: 71% der Oberösterreicher halten dieses Angebot des Zivilschutzverbands für sehr wichtig (Note 1).

Angst vor einem Atom-Unfall am höchsten

Bei den möglichen Gefahrenszenarien, die uns treffen können, sehen die Bürger noch immer einen Atom-Unfall an erster Stelle (71%), gefolgt von einem Blackout (67%) und Unwetterkatastrophen (57%). Hier ist das Informationsbedürfnis der Oberösterreicher am höchsten. Interessant ist, dass bei Platz 1 und 2 die Prozentpunkte leicht gesunken sind (Atomunfall -7% gegenüber 2021, Blackout -6%): „Einfach wäre es, jetzt zu sagen, dass die Zivilschutz-Bewusstseinsbildung zu diesen beiden Themen in den letzten drei Jahre so gegriffen hat, dass weniger Aufklärungsarbeit notwendig ist. Das ist aber nur zum Teil so, wir merken auch einen gewissen Informations-Sättigungsgrad bei diesen beiden möglichen Katastrophenszenarien, sie waren lange Zeit intensiv in den Medien.“

Ein äußerst positives Ergebnis der IMAS-Umfrage ist, dass die Bürger mit der Zivilschutz-Aufklärung zu Katastrophenvorsorge zufrieden sind: Rund 4 von 5 Befragte fühlen sich zu unterschiedlichen Gefahren und der speziellen Vorsorge für zu Hause sehr gut (34%) oder einigermaßen gut (48%) informiert. Fast einstimmig sind die Oberösterreicher der Meinung, dass Informationen zur Bewältigung einer Katastrophe zumindest einigermaßen wichtig sind (96%).

Dass das Bedürfnis nach Vorsorgetipps weiterhin hoch ist, zeigt sich auch am neuen Familien-Notfallplan, der im September präsentiert wurde. Er enthält Checklisten, in denen beispielsweise Erreichbarkeiten und Notfallsammelpunkte außerhalb des Hauses eingetragen werden können. Auch Zuständigkeiten der einzelnen Familienmitglieder für verschiedene Katastrophenszenarien werden im Notfallplan festgehalten.Nach rund 3 Wochen war bereits die dritte Auflage in Druck – 12.000 Stück wurden bereits ausgegeben. „Das Bedürfnis, sich und seine Liebsten zu schützen ist ungebrochen – und wir liefern praktische Hilfsmittel und Informationen dazu“, freut sich Zivilschutz-Geschäftsführer Christian Kloibhofer über den Erfolg des Projektes.

Der OÖ Zivilschutz – eine sympathische Präventions-Infostelle

Zudem freut sich das hauptberufliche Team mit seinen ehrenamtlichen Zivilschutzbeauftragten in den Gemeinden und den ebenfalls ehrenamtlichen Bezirksleitern über einen neuen Bestwert: 90% empfinden den OÖ Zivilschutzverband als sympathisch (das ist ein Plus von 10 Prozentpunkten gegenüber der letzten Umfrage vor drei Jahren).