IMAS-Umfrage: Hohes Sicherheitsbewusstsein der Oberösterreicher widerspricht der tatsächlichen Vorsorge
Blackout, Unwetter, Corona,…die Katastrophenszenarien sind vielseitig. Der OÖ Zivilschutz gibt alle drei Jahre eine Markt- und Meinungsforschung über das Gefahrenbewusstsein der oberösterreichischen Bevölkerung ab 16 Jahren in Auftrag. Das Ergebnis der Umfrage von 2021 bietet interessante Einblicke – aufschlussreiche Informationen, die OÖ Zivilschutz- Präsident NR Bgm. Michael Hammer und seine drei neu beim Delegiertentag gewählten Vizepräsidenten LAbg. Michael Gruber, LAbg. Mario Haas und LAbg. Anne-Sophie Bauer als Grundlage für die Schwerpunktsetzung der nächsten Jahre sehen.
Die IMAS-Präsentation finden Sie hier: IMAS-Umfrage
Laut dieser Umfrage sind 25 % der Befragten der Meinung, dass das Land Oberösterreich sehr gut auf Katastrophen und Unfälle vorbereitet ist. Rund drei Fünftel der oberösterreichischen Bevölkerung (59%) empfinden eine einigermaßen gute Vorbereitung ihres Bundeslandes auf solche Katastrophen. Im Vergleich zur letzten Umfrage 2018, ergibt sich ein leichtes Minus bei diesen Zahlen (sehr gut 29%, einigermaßen 61%).
Wenn es jedoch um die persönliche Vorbereitung geht, zeichnet sich ein anderes Bild: 15% der Befragten gaben an, sehr gut auf Katastrophenfälle vorbereitet zu sein, 56% einigermaßen. Dass sie gar nicht gut auf Katastrophen vorbereitet sind, gaben 7% der Befragten an. Im Vergleich zu 2018 ist ein kleiner Aufwärtstrend zu beobachten.
OÖ Zivilschutz-Geschäftsführer Josef Lindner, DDr. Paul Eiselsberg (IMAS International), OÖ Zivilschutz-Vizepräsident LAbg. Michael Gruber, OÖ Zivilschutz-Präsident NR Bgm. Mag. Michael Hammer, OÖ Zivilschutz-Vizepräsident LAbg. Mario Haas, OÖ Zivilschutz-Vizepräsidentin LAbg. Anne-Sophie Bauer
Die IMAS-Umfrage zeigt auch, dass 26% der Bevölkerung seit der Corona-Krise viel mehr bzw. etwas mehr Vorrat zu Hause haben, 69% der Befragten gab an, ihren Vorrat nicht verändert zu haben.
Schadensausmaß wird unterschätzt
Schon in früheren Umfragen beobachtete der OÖ Zivilschutz eine Fehleinschätzung der Bürger, wie gut sie auf Katastrophen vorbereitet sind. Deswegen wurde auch nachgefragt, wie lang die Bevölkerung glaubt, dass sie ohne Strom und Wasser im Haushalt auskommt. Im Durchschnitt schätzt der Oberösterreicher, 5,7 Tage ohne Wasser und Strom auszukommen. 25% der Bürger glauben, länger als 7 Tage und 20% 7 Tage auszukommen. Der Bedarf an Wasser bzw. Getränken (74%) und haltbaren (Grundnahrungs-)Lebensmittel (73%) ist dabei am größten.
Hier muss der OÖ Zivilschutz ansetzen, denn die meisten Bürger überschätzen ihre persönlichen Vorsorge-Maßnahmen: „So ist den Menschen zwar bewusst, dass sie auch Trinkwasser bevorraten müssen, allerdings ist ihnen nicht klar, dass die Kanalisation zusammenbrechen kann und somit auch die Toilette nicht mehr funktionieren wird. Es muss also für eine Nottoilette vorgesorgt werden. Auch Wasser für Hygiene und zum Kochen muss bevorratet werden.“, sagt OÖ Zivilschutz-Präsident NR Bgm. Michael Hammer. „Das ist nur eines von vielen Beispielen dafür, dass die Zweitfolgen und Schäden eines Blackouts von der Bevölkerung unterschätzt werden. Wir werden weiterhin in Beratungen und Vorträgen über das tatsächliche Ausmaß dieses Katastrophenfalles informieren.“
„Die IMAS-Umfrage ergab auch, dass die Mehrheit der Oberösterreicher glaubt, dass das öffentliche Leben mehr von einem Blackout betroffen sein würde als das Privatleben. 74% sind der Meinung, die Wirtschaft und Unternehmen sind sehr stark von einem Blackout beeinträchtigt – beim Privatleben 37%. Hier ist klar zu sagen: Bei einem Blackout funktioniert nichts mehr – auch im privaten Bereich. Weder Licht, noch Handy, der Computer oder der Kühlschrank. Auch die Heizung geht nicht mehr. Die Gesundheitsversorgung wird an ihre Grenzen stoßen. Ich kann nur jedem den Blackoutfolder des OÖ Zivilschutzes, der kostenlos über www.zivilschutz-shop.at bestellbar ist, ans Herz legen. Er wird vielen Bürgern die Augen öffnen und bietet gleichzeitig praktische Checklisten für die Zeit vor, während und nach einem Blackout“, sagt OÖ Zivilschutz-Vizepräsidentin LAbg. Anne-Sophie Bauer.
Informationsbedarf ist groß
Insgesamt wird den Informationen für die Bewältigung von Katastrophen eine große Bedeutung zugeschrieben: 95% der Bürger empfinden Informationen rund um die Katastrophenbewältigung als sehr bzw. einigermaßen wichtig.
3 von 10 Oberösterreicher schätzten ihren Informationsstand als sehr gut, die Hälfte als einigermaßen gut ein. Vorbereitende Informationen sind für die oberösterreichische Bevölkerung bei einem Atomunfall sowie einem Blackout am wichtigsten – diese werden als prioritäre Gefahrenquellen angesehen.
Beide Katastrophenszenarien gehören zu den Kernthemen des OÖ Zivilschutzes – wobei Vorträge und Beratungen zum Thema Blackout in den letzten Jahren stark zugenommen haben, der Zivilschutz hat sich zur führenden Blackout-Beratungsstelle entwickelt. Eine wichtige Erkenntnis der Zivilschutz-Arbeit ist, dass den Bürgern noch deutlicher gemacht werden muss, dass die Einsatzorganisationen und Behörden bei Notsituationen nicht überall und sofort bzw. nur eingeschränkt helfen können und deswegen Selbstschutzmaßnahmen unbedingt notwendig sind.
Gemeinden: Notfallplan Blackout – Auftrag vom Land OÖ
Vom Netzwerk für Sicherheit und Zivilschutz „Sicheres Oberösterreich“ wurde eine fundierte Grundlage für die Vorsorgemaßnahmen und notwendigen Handlungsanleitungen für die Behörden im Blackoutfall geschaffen. Die Gemeinden sind verpflichtet, den „Notfallplan Blackout“ auf regionaler Ebene zu adaptieren und in das Digikat (Digitaler Katastrophenschutzplan) einzupflegen.
„Da es sich um ein sehr komplexes Thema handelt, hat sich der OÖ Zivilschutz im vergangenen Jahr im Auftrag des Landes umfassend mit dem „Notfallplan Blackout“ beschäftigt und ihn soweit ausgearbeitet, dass er von den Gemeinden leichter adaptiert werden kann. Zudem bieten wir Beratungen zu Notfallplanerstellung für die Gemeinden an“, erklärt OÖ Zivilschutz-Vizepräsident LAbg. Michael Gruber, „Der Notfallplan auf Gemeindeebene sieht als Präventionsmaßnahme Zivilschutz-Vorträge für die Bevölkerung vor, dem kommen wir gerne nach. Krisenfeste Gemeinden sind das A und O jeglicher Katastrophenvorsorge, bringt Vorteile für ALLE und ist somit gesellschaftlicher Gesamtauftrag. Die Bürger erfahren rasch unmittelbare Hilfe vor Ort und das Management des Landes bzw. sämtlicher Führungsebenen wird einerseits erleichtert sowie andererseits effizienter!“
Interesse an regionalen SMS im Katastrophenfall ist groß
Die IMAS-Umfrage stärkt außerdem die Bedeutung des Zivilschutz-SMS. Das Infosystem wurde 2021 weiterentwickelt und ist für mehr als die Hälfte der oberösterreichischen Gemeinden zum wichtigsten Krisenkommunikationsmittel für die Bevölkerungsinformation geworden. Mit dem Zivilschutz-SMS erhält der Bürger wichtige Benachrichtigungen bei Katastrophen und Notsituationen. Regionale Informationen sowie Verhaltensanweisungen werden dabei durch die Gemeinde rasch versendet. Die Bürger können sich dafür kostenlos auf www.zivilschutz-ooe.at anmelden.
„Wir sind sehr stolz auf das Zivilschutz-SMS. Es hat sich in den vergangenen zwei Jahren sowohl bei den starken Unwettern, aber auch im Hinblick auf Corona-Informationen und vielen weiteren Gemeindethemen bewährt.“, sagt OÖ Zivilschutz-Vizepräsident LAbg. Mario Haas, „Die Gemeinden informierten ihre Bürger unkompliziert über Gefahrenlagen, regionale Einschränkungen und notwendige Maßnahmen oder Test- und Impftermine. Auch der Krisenstab des Landes OÖ befürwortet die Nutzung des Zivilschutz-SMS.“
59% der Oberösterreicher sind im Katastrophenfall an aktuellen Informationen von ihrer Gemeinde sehr interessiert (Note 1), die Note 2 gaben 17%.
Die Umfrage zeigt auch das Bürgerinteresse an einem Notfallkoffer – sprich einer Notfallbox, wie sie die Tochterfirma des Zivilschutzes, der Zivil- und Katastrophenschutz-Shop (zivilschutz-shop.at) anbietet. „Wir haben in den vergangenen Monaten das Sortiment erweitert, gehen dabei auch auf die Nachfragen der Bürger ein. Die Notfallbox ist, neben einem Notfallradio mit LED-Lampe, eines der beliebtesten Produkte“, erklärt Präsident Hammer.